Einführung in die deutsche Ausgabe des Gedichtbands von Ivan Štrpka Stille Hand. Zehn Elegien

Die Glutasche
ist unser Fundament. Unsere elementare Basis. Ein Bestandteil, aus dem wir geboren werden. Zuerst wird alles verbrannt und dann erst, ganz am Rande des Abgrunds, am Ende aller Dinge, dort irgendwo, in absoluter Stille, wo nur noch die Dunkelheit wie ein Echo klingt, — dort finden wir zu uns wieder.

Die Marionetten.

Und vor uns ein unübersehbarer Horizont, ein spürbar unendliches (und dunkles) Meer. Nur wir sind es (jeder einzeln), die unser Papierschiff vor sich her schieben.

Während die Spinne ihren goldenen klebrigen Faden spinnt, sind wir stets nackt, stets immer und fort sind wir die Marionetten, die die Glutasche dringend notwendig haben.

Unser Abdruck verbleibt nur in der Hand,

der stillen Hand.

Nur sie hinterlässt eine Spur.
Einen Fußstapfen.
Dort ganz an allem Abgrund.

Und während die Vermesser vermessen, die Abstreifer abstreifen und die Schnüffler schnüffeln, fragen wir: Bist du mein Engel?

Bist? Du?

Mein Engel?

Der slowakische Dichter, Essayist und Mitglied der literarischen Gruppe Die einsamen Läufer Ivan Štrpka (1944) bestätigt mit seinem poetischen Werk, dass er einer der wichtigsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen slowakischen und internationalen Lyrik ist.
 
Für sein Lyrikband Stille Hand. Zehn Elegien wurde er mit dem Preis Europäischer Dichter des Friedens , der die polnische Stadt Gdańsk verteilt, ausgezeichnet. Neben der Qualität des literarischen Werks hebt der Preis eines der wichtigsten Themen der menschlichen Existenz – die Freiheit – hervor.
 
Martina Straková


Titelbild des Autors © Renata Murgaš Banášová

 

Ivan Štrpka wurde vor Kurzem mit dem renommierten „Goldenen Kranz der Poesie“ des Strugaer Poesiefestivals ausgezeichnet, eine Ehre, die zuvor schon oft mit dem Nobelpreis für Literatur verbunden war. Diese Auszeichnung unterstreicht die Bedeutung von Štrpkas Werk für die slowakische und internationale Lyrik.

www.vecer.press (27. März 2025)

Die Übersetzerin bedankt sich bei dem Literaturfond in Bratislava für Förderung der Übersetzung des Werkes ins Deutsche.
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